In El Calafate - ein Städtchen im Südwesten Argentiniens (Region Santa Cruz) auf 185 m Höhe und direkt am Ufer des Lago Argentino - leben ca. 8.000 Einwohner und ein Vielfaches an Touristen. Der Ort verdankt seinen Namen dem hier vorkommenden Calafate-Strauch (Berberitze) aus dessen Beeren zuckersüße Marmelade hergestellt wird. Hier findet man eine so gut ausgebaute touristische Infrastruktur, dass es manch einem schon wieder zu viel des Guten sein mag. Restaurants, Souvenir-Shops und Tourenveranstalter säumen die Straßen und überbieten gegenseitig ihre Preise.

Aber El Calafate ist vor allem berühmt wegen seiner unschlagbaren Nähe zu einem der größten Naturhöhepunkte dieser Region - dem Perito-Moreno-Gletscher. Ihn erreicht man auf einer 80 km langen und mittlerweile fast durchgehend geteerten Straße. Der Gletscher verdient seinen Namen dem Patagonienforscher (Perito) Francisco Moreno (1852 bis 1919). Auch die UNESCO hat 1981 diese Gletscherlandschaft und die umliegende Natur in ihre Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.

Als ein Ausläufer des südlichen patagonischen Inlandeises (Campo de Hielo Sur) ergießt sich - neben zwölf weiteren Gletschern - der mächtige Eisfluss auf etwa 1.500 m Meereshöhe in einen azurblauen Teilarm (Brazo Rico) des Lago Argentino. Er gilt als der einzige Gletscher außerhalb der Antarktis und Grönlands, der kontinuierlich wächst, was nach neuesten Erkenntnissen an kleinen und wärmeren Quellflüssen unter dem Eis liegt, auf denen der Gletscher gleitet. Täglich schiebt sich die 60 km lange Eismasse etwa einen Meter (im Jahr bis zu 450 m) bergab. Krachend und knirschend brechen mehr oder weniger große Teilstücke aus der fünf Kilometer breiten und bis zu 70 m hohen Gletscherfront und verursachen öfters mehrere Meter hohe Flutwellen.

Aus diesem Grund halten die Touristenschiffe auch stets einen respektvollen Abstand, denn die eisigen Fluten würden für jeden Überbordgegangenen den sicheren Tod bedeuten. Auch der ebenfalls im Nationalpark liegende Upsala-Gletscher wird mit Booten angefahren.

In unregelmäßigen Abständen wächst der Gletscher jedoch soweit nach vorn, dass er über den etwa 80 m breiten Canal de los Témpanos wächst und das gegenüberliegende Festland erreicht, von dem man auf hölzernen Aussichtsterrassen einen sagenhaften Blick auf den gesamten Gletscher und - bei gutem Wetter - bis hinein in das südliche Eisfeld genießen kann. Im südlichen Teil des Brazo Rico, der zusätzlich noch von Flüssen gespeist wird, staut sich dadurch das Wasser mit bis zu 30 m Höhenunterschied zum Nordteil, dass die riesengroße Eisfront dem permanenten Druck des Wasser nicht auf Dauer standhält und mit mordsmäßigen Getöse (span.: "La Ruptura") in sich zusammenbricht; zuletzt 1988 und 2004. Die gewaltigen Flutwellen verwüsteten stets den Uferbereich und rissen die umliegenden Südbuchen, Calafate-Sträucher und Feuerbüsche mit sich. Das kann durchaus gefährlich sein, denn Eissplitter werden wie Geschosse in die Luft geschleudert. In den letzten 50 Jahren sind allein dadurch etwa 30 Personen ums Leben gekommen. Dennoch werden abenteuerliche Trekkingtouren über den Gletscher angeboten, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

siehe auch: Das Fitz-Roy Massiv - Nationalpark Los Glaciares (Nord)

Patagonisches Inlandeis
Eisfluss
Eis
Endloses Weiß
Wand aus Eis
Perito-Moreno-Gletscher
Eisspitzen
Canal de los Témpanos
Brazo Rico
Eiswand
Der Größenunterschied
Nebelbank
"La Ruptura" mini
Kalbender Gletscher
Lago Argentino